Die (vorläufige) Rangfolge der Ghibli-Produktionen:
13. Howl’s Moving Castle (Miyazaki) 8/10
10. Paprika (Satoshi Kon) 8-9/10
13. Genius Party (xxx) 8,5/10
Da dehnen sich des Westlands Wälder, uralt, geheimnisvoll in wilden Träumen, Waldgeister weben in dem Dunkel.
Der dank einer Superwaffe letztendlich unbesiegbare Killy, taumelt durch die verschiedenen ebenen des gigantischen Technikfriedhofes, scheinbar unberührt von den Tragödien die sich auf Schritt und Tritt um ihn ereignen, ein ständiger Zerfall auch der letzten mühsam aufrechterhaltenen Ordnung. Er verfolgt stringent nur seine eigenen ominösen egoistischen Ziele, benutz die Personen auf die er trifft soweit möglich für seine eigen Pläne, hilft ihnen wenn es ihm Vorteile verschafft. Die rätselhaften Netzwerkgene sind alles was ihn wirklich interessiert.
Diese Welt ist eine alptraumartige Vision einer nicht näher zu spezifizierenden fernen Zukunft, in der die westlich geprägte Weltordnung auf ihre prähistorischen Wurzeln zurückgeworfen wurde. Das Recht des Stärkeren dominiert den Alltag, eine anarchistische Ordnung ersetzt jede höhere gemeinsame Moral. Staaten oder ähnliches existieren nicht, archaische Gemeinschaften bestimmen das menschliche Zusammenleben, eine primitive Gesellschaft vor dem Hintergrund eines gigantischen Technikfriedhofes von dem nicht klar ist wer ihn und zu welchem Zweck errichtet hat. Durch den geringen Informationsfluss fühlt sich der Leser wie ein stiller Teilhaber an Killy's Wanderung, an dessen Schultern man sich verzweifelt festkrallt, eine unbekannte Welt wird entdeckt, von der Killy ebensoviel weiß wie wir als Leser selbst. Es existiert keinerlei Wissensvorsprung des Lesers, die Handlung spielt immer in der Gegenwart. Der nächste Augenblick bleibt stets ein dunkles schwarzes Loch von dem nie klar ist welche erschreckende Überraschung sich hinter der nächsten Ecke verbergen mag. Gerade aus dem absoluten " Jetzt" der Geschichte entwickelt sich ein großer Teil des besonderen Reiz von Blame. Der Leser wird mitgerissen, dass ihm keine Zeit bleibt zu überlegen was das alles zu bedeuten hat.
Bei der Gestaltung der Panelsequenzen wird deutlich das Nihei noch keine ganz schlüssige Bildsprache gefunden hat. Die oftmals verwirrende Abfolge von Bildfetzen, kann auch nach mehrmaligem konzentriertem Betrachten nicht vollständig entschlüsselt werden. Gerade die Actionszenen verwirren stellenweise derart, dass nicht klar wird was eigentlich passiert und erst hinterher lässt sich dies vom Leser mühsam rekonstruieren. Der größte Schwachpunkt des Werkes.
Ein trotz einiger Schwächen suggestiv wirkender Bilderrausch, der keiner Worte bedarf, um den Leser in seinen Bann zu ziehen. Die nur langsam häppchenweise offenbarten Hintergründe der Welt, lassen den Leser mit steigender Neugier zurück, denn eine Frage quält ihn von Band zu Band immer stärker: "Was zum Teufel soll das alles eigentlich?"
Kein Manga für Einsteiger, aber eine faszinierende, stellenweise experimentell wirkende Innovation, die von diesem begabten Zeichner zukünftig noch weitaus mehr erwarten lässt.
Hatte Miyazakis "Prinzessin Mononoke" aufgrund stellenweise westlichen Sehgewohnheiten entgegenstehenden (für einen westlichen Zeichentrickfilm ungewöhnlichen) Gewaltdarstellung keine Chancen bei uns breitere Aufmerksamkeit zu ernten, gelang diesem weitaus unblutigeren (aber dennoch gleichermaßen beunruhigende Bilder heraufbeschwörenden) Werk der japanischen Animationsschmiede Ghibli zumindest die Anerkennung der weltweiten Filmkritik (Goldener Bär 2002 und den Oscar für den besten Animationsfilm 2003).
Der Film bietet ein schier unerschöpfliches Kaleidoskop an japanischern Göttern, Geistern und Dämonen, die dem Zuschauer aber nicht geläufig sein müssen um dem Bildersturm der Handlung folgen zu können. Fantasie die so ganz anders ist als die ausgetretenen Pfade der kommerziellen Diarrhö des Hauses Disney (Weichgespülte kantenlose Zeichentrickmusical, jeder unangenehmen Würze beraubt, dem kommerziellen Diktat unterworfen).
Chihiro zieht mit ihren Eltern in eine neue Stadt. Unglücklich musste sie ihre alte Schule und Freunde verlassen. Auf dem Weg zu ihrem neuen Zuhause verfährt sich der Vater im Wald und dabei stoßen sie auf einen seltsamen verlassenen Ort der an eine Art Vergnügungspark erinnert.
Ohne zu überlegen stürzen sich Vater und Mutter auf dort scheinbar herrenlos herumstehende Speisen und verschlingen diese in hastiger Gier. Chihiro weigert sich angewidert von dem Essen zu kosten und erkundet lieber allein die seltsamen Gassen des Parks. Als es dunkel wird und sie erkennt das geisterhafte Wesen aus den Schatten hervordrängen läuft sie zu den Eltern zurück, entsetzt findet sie diese jedoch in Schweine verwandelt. Mit keinem Geld ihrer materiellen Welt können sie den Preis bezahlen den es kostet von den Speisen der Götter zu stehlen! Panisch versucht sie zu fliehen, doch zu spät, die Nacht bricht herein und sie ist an diesem seltsamen angsteinflößenden Ort gefangen. Mit Haku, einem Jungen kaum älter als sie, trifft Chihiro auf einen Führer der ihr hilft sich in dieser ganz eigenen Gesetzen unterworfenen Schattenwelt zurecht zu finden. Yubaba, eine seltsame Hexe, ist die Herrin dieses bizarren Gasthauses der Götter. Nur wer Arbeit hat, hat an diesem Ort auch das Recht zu Leben (Eine Kritik an den reichen Industriegesellschaften?!). So fügt sich Chihiro in ihr Schicksal und tauscht ihren Namen gegen eine Stelle in den Diensten der Hexe ein. Dort hofft sie einen Weg zu finden ihre Eltern, die mittlerweile zu den übrigen Schweinen in die Ställe des Gasthauses getrieben wurden zu retten. Doch erst muss sie zahlreiche Hindernisse in dieser seltsam bunten irrealen Welt überwinden bevor sie ihrem Ziel näher kommen kann.
Hier gibt es kein eindeutiges Schwarz und Weiß, kein Gut oder Böse. Die als gerissene Unternehmerin auftretende Hexe ist gleichzeitig eine rührende Mutter die ihr "Riesenbaby" maßlos verwöhnt. Das Ohmgesicht, ein stummer Dämon, ist freundlich und hilfsbereit gegenüber Chihiro und dennoch ein sich von der Gier anderer ernährendes Monster zugleich. Selbst Haku ihr neuer Freund verbirgt noch eine andere dunklere Seite...
Chihiro schafft es spielend die meisten der leider allzu oft vor abgedroschener Klischeehaftigkeit triefenden Fließband-Animes Japans (Welch ein Potential werfen die japanischen Trickstudios da vor die "Säue") qualitativ weit in den Schatten zu stellen.
Keine Beine bis zum Kinn, keine pädophilen Männerträumen entsprungene Frauengestalten, kein im luftleeren Raum schwebendes, philosophisch aufgeblähtes Gequatsche. Normale menschliche Proportionen (wenn man mal von dem unüberschaubaren Gewusel abnormer Wesenheiten absieht, die diese magische Welt bevölkern) und lebendige Dialoge.
Somit ist Chihiros Reise einer der Filme der endlich mit dem uralten Vorurteil des westlichen Kinos aufräumen kann, dass Zeichentrick nur Kinderkram ist ("solch ein Unsinn kann doch keinen Erwachsenen ernsthaft interessieren"). Denn von dem hier hervorblitzenden Niveau an erwachsener Phantasie könnten sich selbst die allermeisten Realfilme des Gegenwartskino mehr als eine Scheibe abschneiden. Eine dichte an kreativer Ornamentik die einem den Atem zu rauben vermag!
Ein Film für jung und alt (wenn auch nicht für die ganz Kleinen). Geeignet für Kinder ab ca. 8 Jahren, da er in seiner vor verschachtelten Metaphern überquellenden Bildsprache höhere Ansprüche an den Zuschauer stellt, als alle Disneytrickmärchen der letzten 70 Jahre zusammen. Und gerade deshalb ist es auch bestimmt kein harmloses Filmchen vor dem die Eltern ihre Sprösslinge einfach bequem parken können, um sich dann anderen "erwachsenen" Dingen zu widmen. Auf derart wehmütig stimmende schöne Kinomärchen muss der Zuschauer, ob im Realfilm oder Zeichentrick, sehr lange Zeit warten.
Seit Jahren schon an dem Drehbuch schreibend, erfüllt sich Kurosawa mit der Umsetzung seiner König Lear Fassung (nach Shakespeare) einen großen Traum. Doch sein Werk endet ungleich düsterer und hoffnungsloser als das europäische Original. Hier zeigt sich der tiefe Pessimismus, das abgründige Menschenbild das Kurosawa im Alter entwickelte. Die Schrecken des verheerenden Erdbeben von 1923, das Chaos des brennenden Tokios, die er als Kind unmittelbar erfahren musste, fließen scheinbar direkt in diese Untergangsfantasie. In "Ran" bietet er noch einmal sein ganzes Können auf, seine meisterhafte Fähigkeit der Massenchoreographie, der expressionistische Einsatz von Farbe, dir organische Verbindung von Landschaft, Himmel und Mensch. Wie sehr sich Kurosawa auch am (traditionell japanischen) Theater orientierte zeigen die fantastischen Kostüme von Emi Wada (Oscar 1985) und die deutlich geschminkten Darsteller, die in ihren erstarrten Gesichtern zuweilen an Nô-Masken erinnern. Die Schauspieler verkörpern weniger Menschen als Archetypen, die direkt einer griechischen Tragödie vom Format der "Medea" entstiegen sein könnten. Dieser Eindruck wird durch die bis ins letzte Detail durchkomponierte Symmetrie der Bildsprache noch unterstrichen.
Besonders erwähnenswert an "Ran" ist auch der Farbcode des Films, der jedem Clan, den einzelnen Brüdern und Hauptdarstellern, eine eigene Primärfarbe (einzig der Hoffnarr, als Zerrspiegel der Welt, trägt Bunt) zuordnet. Ein Prinzip das von Zhang Yimou in seinem Martial Arts Epos "Hero" wieder aufgegriffen wurde. Die Musik von Toru Takemitsu, einem der renommiertesten Komponisten Japans im 20.Jahrhundert, transportiert und verstärkt perfekt die Endzeitstimmung, die tragische Melancholie, dieser filmischen Apokalypse.
Ein alter Fürst, der unzähligen Schlachten und des Erobern müde, möchte sich zur Ruhe setzten. Er übergibt seinem Ältesten die Macht und beschwört die Einheit seiner drei Söhne. Im Gegensatz zu den schmeichelnden Worten der beiden Älteren erregt sich der jüngste Sohn über die Naivität, die Dummheit des Vaters, wie er glauben könne, dass seine Söhne Frieden halten und ihm auch weiterhin den nötigen Respekt erweisen würden. Über die harten (aber wahren) Worte des Jüngsten außer sich, verstößt er diesen, nimmt ihm alle Rechte eines Sohnes.
Dann, nach kurzer Zeit beginnt das Unheil seinen Lauf. Denn die beiden anderen Brüder, ganz die Kinder einer kriegerischen grausamen Epoche, denken nur an die Erfüllung des eigenen Ehrgeiz. Ein weiterer Schatten der Vergangenheit tritt hinzu. Die Ehefrau des Ältesten ist die Tochter eines vom Großfürsten einstmals vernichteten Clans und sinnt immer noch auf blutige Rache. Der naive älteste Sohn, von seiner hasserfüllten Frau angestachelt, will den Vater zwingen sich ihm zu unterwerfen. In seinem Stolz gekränkt zieht dieser mit seiner ihm verbliebenen Leibgarde zur Burg des zweiten Sohns, doch auch dort wird ihm der angemessene Empfang verweigert, das Misstrauen ihm gegenüber ist zu groß, der Machthunger der beiden Söhne übermächtig. Statt nun zu seinem dritten Sohn zu gehen und um Vergebung zu bitten rennt der alte Fürst vom Stolz geblendet in sein Verderben. Nachdem er die verlassene Burg des Jüngsten besetzt hat, wird er von den vereinigten Heeren der beiden ältesten Söhne überfallen. Der visuell beeindruckendste Moment des ganzen Films, die stürmenden Samurai, die Berge von Leichen, Ströme von Blut, verbinden sich mit Rauch und Flammen der brennenden Burg, mit der düsteren Musik Takemitsus zu einem monumentalen Requiem. Alles, seine treuen Vasallen, die Konkubinen und Dienerinnen, sein Stolz und der Verstand verbrennen in diesem Alptraum menschlichen Wahns zu Asche. Allein zurückgelassen, zum Seppuku nicht fähig, da alle Schwerter zerbrochen liegen, verfällt der Fürst dem Irrsinn und wandelt wie ein lebender Toter durch die Trümmer seiner Existenz. Lediglich sein Hofnarr und ein letzter treuer Krieger bleiben bei ihm.
Doch hier endet die Geschichte noch nicht. Erst muss auch der letzte Bruder tot im Staube liegen, die letzte Hoffnung zertrümmert sein. Eine grelle Vision des Untergangs, ein Inferno aus Blut und Feuer. Zurück bleibt eine geschundene leere Welt, in Asche getaucht.
Insgesamt ist Gunslinger Girl für mich eine der besten Animeserien der letzten Dekade. Vor allem die besondere melancholische Atmosphäre im Zusammenspiel mit dem tragischen Schicksal der Mädchen zog mich in seinen Bann. Die zweite Staffel "Il Teatrino" erreicht nicht ganz diese emotionale Wucht und kann durch den Wechsel des Animationsstudios auch das hohe technische Niveau nicht halten. Das Charakterdesign nähert sich durch die engere Einbindung des Mangaka an die Comicvorlage an, was vielen Fans der ersten Staffel ebenfalls sauer aufstieß. Dennoch kann ich auch die zweite Staffel empfehlen. Aber mein besonderer Tipp gilt dem Manga Yu Aidas, der sich in den letzten Jahren ein erzählerisches und zeichnerisches Niveau erarbeitet hat, dass ihn zu einem der besten in Deutschland veröffentlichten japanischen Comics macht.
Die kontroverse Problematik der Schülerprostitution steht nicht, wie man zunächst vermuten könnte, im Mittelpunkt des Filmes, sie bildet nur den oberflächigen Aufhänger für den Verlust der Unschuld. Vielmehr durchzieht das religiöse Motiv der Erlösung, die Katharsis, den Film wie ein roter Faden. Zum Ende sind Vater und Tochter von ihrer Schuld befreit, doch dafür haben beide einen hohen Preis zu zahlen.
Die Schlussszene offenbart, zumindest nach meiner Auslegung, erst den Kern der Handlung. Der Vater lässt die Tochter zurück, entlässt sie in die Erwachsenenwelt, gibt seinen Besitzanspruch auf. Sie muss sich fort an allein in dieser kalten Welt zurechtfinden, ohne die schützende Hand des Vaters, die ihre Kindheit behütet hatte.
Der Film lebt vor allem durch die fröstelnd schönen Bilder der leeren Großstadt und der sich darin verlierenden Menschen. Großen Anteil an der besonderen melancholischen Stimmung von "Samaria" hat die Musik von Park Ji. Der Zuschauer begibt sich auf eine beinahe surreal wirkende Reise. Zu Recht gewann Kim Ki-Duk 2004 für diesen einfühlsamen kleinen Film den silbernen Bären für die beste Regie. Einmal mehr ein Beweis dafür, dass wirklich gute Filme keines großen Budgets bedürfen.
Damit jetzt kein falscher Eindruck entsteht, die Serie nimmt sich nur halb so ernst wie es hier klingt. Gerade in den ersten Folgen dominieren noch deutlich die Comedyelemente.
Fans des Manga seihen hier also gewarnt, die Handlung und einzelne Charaktere weichen zum Teil erheblich von der Vorlage ab. Die Serie erreicht auch erst in den späten Folgen ansatzweise die emotionale Tiefe und die besondere menschliche Wärme des Manga. Dennoch ist es eine kurzweilige und unterhaltsame Ergänzung zu den Comic-Bänden von Planetes.
Planetes ist eine gelungene Animeserie in der (erstmals) ein halbwegs realistisches Bild des Weltalls geboten wird. Fans von abgedrehter Weltraumaction kommen hier also vielleicht nicht auf ihre Kosten. Vielmehr stehen die liebevoll schrägen Charaktere im Mittelpunkt. In den ersten Folgen dominieren Comedyelemente, der weitere Verlauf der Handlung stimmt aber deutlich ernstere Töne an.