- Widmung der symphonischen Dichtung "Tapiola" -

Da dehnen sich des Westlands Wälder, uralt, geheimnisvoll in wilden Träumen, Waldgeister weben in dem Dunkel.

Seiten

Samstag, 27. März 2010

Frühling, Sommer, Herbst, Winter und... Frühling (9/10)


Das Rad des Lebens - eine filmische Meditation

Kim Ki-Duk hat sich mittlerweile fest als koreanischer "Arthouse-Regisseur" auf den europäischen Filmfestivals etabliert. Aufgrund erster Anerkennungserfolge wie "Seom - die Insel" und "Bad Guy", fand er deutsche Geldgeber die 2003 sein neuestes Filmprojekt unterstützten. Aus dieser Koproduktion entstand "Frühling, Sommer, Herbst, Winter und Frühling", eines meiner Lieblingswerke von Kim Ki-Duk. Eine filmische Meditation von unbestreitbarer Kraft.

Kim Ki-Duk ist anders als man aufgrund dieses Filmes denken könnte kein Buddhist. Trotzdem vermag er es den tief in der koreanischen Nation verwurzelten Buddhismus in beeindruckende Landschaftstableaus zu gießen. Dass seinem Sujet dabei nur ein vereinfachtes religiöse Abbild des Buddhismus zugrunde liegt, vermag nur den ernsthaft an der buddhistischen Lehre interessierten Sinnsucher irritieren. Das Thema des Films, der ewige Kreislauf des Lebens, die unaufhörliche Wiederkehr des Gleichen, erscheint wie ein Fluch der auf den Menschen lastet. Zur ewigen Wiederholung der immer gleichen Fehler verdammt kreist er im Lehrlauf. Doch wie vermag er aus diesem qualvollen Rad des Karmas heraus zu brechen? Der Film gibt hier (in meinen Augen) eine ganz einfache wenn auch pessimistische Antwort. Es gelingt ihm einfach gar nicht, denn es gibt kein entkommen aus dem Gefängnis aus Schuld und Sühne. Natürlich bietet diese fast kindlich naive und destruktive Sichtweise auf das Leben keinen tieferen Einblick in die Lehren des Buddhismus. Dieses Ziel verfolgt der Film auch gar nicht.

Der buddhistische Hintergrund bildet für mich als momentan eher atheistisch eingestellten Zeitgenossen (ich weiß das hört sich für einen spirituellen Menschen sicher ignorant an) nur eine interessante philosophische Kulisse.
Als ich den Film das erste Mal sah, überwältigte mich die Magie der Bilder. Und ich verirrte mich in den koreanischen Wäldern, im Wandel der Jahreszeiten, im ruhigen Spiegel des Sees, im erstickenden Weiß des Schnees. Und darin fast verloren der alte Mönch und sein Schüler, Gefangene des Leids selbst hier abseits der unmenschlichen Hektik der Zivilisation.
Im Zusammenspiel mit der Musik von Bark Ji-Woong entsteht eine fast magische Atmosphäre, eine Meditation über das Leben bei der allzu viel nachdenken eher schadet als nützt.

Das hier dargestellte Weltbild ist alles andere als sanft und friedlich. Tiere werden gequält, die Menschen fügen sich Leid zu, unfähig dem Schmerz zu entgehen.
Der junge Schüler lebt den Wandel der Jahreszeiten, wächst heran. Doch schließlich verfällt er allzumenschlichen Leidenschaften, verlässt die scheinbar so beschauliche Abgeschiedenheit des Sees. Viel später kommt er zurück, ein von inneren Dämonen gehetzter zerrissener Charakter, der für seine Taten Buße sucht. Als er wiederum Jahre darauf geläutert aus dem Gefängnis heimkehrt ist der Meister fort und er nimmt den Platz seines alten Lehrers ein. Doch damit steht das Rad des Karmas noch nicht still, ein neuer Frühling bricht sich Bahn, das Schicksal dreht sich von neuem. Und über allem schwebt die den Atem raubende unendliche Gleichgültigkeit der Natur.

Auf formaler Ebene ist dies sicherlich Kim Ki-Duks bisher bester Film.
Das rohere ungeschliffenere Frühwerk des Regisseurs lässt er hier endgültig hinter sich und schwingt sich in artifizielle Höhen auf. Nicht jeder Fan des koreanischen Regisseurs vermag hier noch zu folgen und viele werden sich durch diesen Film abgeschreckt endgültig von dem in künstlerisch aufgeladenen Bildern schwelgenden Kim Ki-Duk abwenden.

"Frühling, Sommer, Herbst, Winter und Frühling" ist Kim Ki-Duks bisher formal reifstes Werk. Der Wandel der Jahreszeiten als Sinnbild der sich ewig wiederholenden Lebensabschnitte des Menschen prägt den Film. Durch die Kombination mit der Musik von Bark Ji-Woong entsteht so ein meditativer Traum dieser so schmerzhaft schönen Welt.
Dies ist sicher kein Film für Freunde des asiatischen Actionfilms, sondern eher für Bilder trinkende Cineasten. Mit "Samaria" und "Bin Jip" konnte Kim Ki-Duk dieses filmische Niveau noch zweimal bestätigen. Ob er dieses Meisterwerk aber noch zu übertreffen vermag bleibt abzuwarten. Nach seinem Film "Hwal" (Bogen) aus dem Jahr 2005, kann dies zumindest bezweifelt werden. Kim Ki-Duk scheint sich nun selbst im Leerlauf zu drehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen