- Widmung der symphonischen Dichtung "Tapiola" -

Da dehnen sich des Westlands Wälder, uralt, geheimnisvoll in wilden Träumen, Waldgeister weben in dem Dunkel.

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Samstag, 27. März 2010

The Sword of Doom (8/10)


Das Schwert kennt kein Gewissen - Düsteres Genrehighlight für Fans

"Ein böser Geist führt ein böses Schwert" (Zitat: Schwertmeister Shimada) - So einfach kann die Weisheit des Samurais aussehen. Kihachi Okamoto schuf mit "Sword of doom" 1966 einen Klassiker des Samuraifilms der nun auch endlich dem deutschsprachigen Publikum zugänglich gemacht wurde. Die Lehren des Bushido, oft bis ins lächerliche Verklärt, haben in diesem Epos keinen Platz. Hier regiert das Schwert und nur das Schwert. Wer am geschicktesten den Stahl beherrscht wird am Ende triumphieren, keine Moral, kein Gewissen.

Ein junger Samurai tötet einen alten Mann, einfach so, ohne ersichtlichen Grund. Ist er ein Kami, ein böser Geist der die Menschen heimsucht, ein gewissenloser Schlächter der nur aus Frust oder Langeweile Leben auslöscht?

Der eigene Vater hält Tsukue (Tatsuya Nakadai) für einen unmoralischen missratenen Menschen, von innerer Gewissenlosigkeit erfüllt. Aus purer Bosheit zwingt Tsukue denn auch die junge Ehefrau eines Gegners zum Beischlaf. Die verzweifelte junge Frau weiß um seine weithin bekannte überlegene Schwertkampftechnik. Um das klägliche ruhmlose Scheitern des Ehemannes in einem öffentlichen Zweikampf zu verhindern, gibt sie sich dem Widersacher hin. Der so betrogene Gatte bekommt Wind von ihrem Stelldichein und verstößt seine leichtfertig handelnde Ehefrau. Von rachsüchtigem Zorn erfüllt versucht er im folgenden Schaugefecht seinen gewissenlosen Kontrahenten mit dem hölzernen Übungsschwert zu töten, doch in seinem blinden Hass zwingt er seinen Gegner zu einem tödlichen Hieb. Tsukue muss fliehen, die Anhänger des Erschlagenen sind schon auf seinen Fersen. Die verstoßene junge Witwe folgt ihm auf seinem Weg ins Exil. Hyoma (Yukzo Kayama), der Bruder des getöteten Samurais, nimmt ebenfalls die langwierige Verfolgung auf.

Die Handlungen der einzelnen Personen, z.B. der jungen Witwe, sind nicht immer ganz schlüssig. Warum folgt sie ihrem Peiniger ins Exil, dem Mörder ihres Mannes? Warum tötet Tsukue einfach so gleichgültig im Vorübergehen, um dann doch am Ende vom eigenen Gewissen (den Geistern der Opfer) heimgesucht zu werden?
Eine klare nachvollziehbare Charakterentwicklung bleibt der Film schuldig (was aber auch an der Qualität der unvollendeten Romanvorlage liegen könnte). Einige der Nebenhandlungen erscheinen belanglos für den Kern der Handlung und verlaufen im Sande, hier hätte eine weitere Reduzierung auf die Hauptcharaktere dem Film gut getan. Diese Verzettelung ist vielleicht als Ehrerbietung gegenüber der komplexeren Romanvorlage zu entschuldigen, kommt dem filmischen Gesamteindruck aber leider nicht zugute. Die beteiligten Schauspieler holen aus dieser Vorlage aber noch das best Mögliche heraus.

Wenn man die Ungereimtheiten der Charakterzeichnung und Motivation der handelnden Personen außen vor lässt, bleibt aber dennoch ein grandios bebildertes Samuraiepos mit fantastischen Kameraeinstellungen und perfekt choreographierten Schwertkämpfen.
Besonders hervorzuheben sind hier der düstere Kampf von Schwertmeister Shimada (Toshiro Mifune) im nächtlichen Schneetreiben und das theatralisch überzeichnete Finale. Das Ende des Films bleibt (wie die Romanvorlage) konsequent unvollendet und wirkt wie eine offene Wunde aus der Feuer und Stahl tropft. Ein blutiges Inferno das die Geistererscheinungen Macbeths wie eine Schulaufführung erscheinen lässt. Natürlich erreicht der Film durch die von mir genannten Schwächen nicht ganz die zeitlose Qualität der Samuraiepen Kurosawas (vor allem "Die 7 Samurai"). Zumindest in Bezug auf Kameraführung und Optik kann er ihm aber das Wasser reichen. In punkto furioser Schwertkampfchoreographie schafft es "Sword of doom" sogar Kurosawa noch deutlich zu übertreffen.

Ein furioses Samuraiepos mit Schwächen in Charakterdesign und Handlungslogik das sich zuweilen unnötig mit Nebenhandlungen aufhält. Größter Pluspunkt sind die grandiose Kameraführung und die gekonnte Schwertkampfchoreographie, die die Spannung und das Sehvergnügen durchgängig aufrechterhalten. Im Zusammenspiel mit der düsteren Musik entsteht so ein konsequent erbarmungsloses Genrehighlight. Für Fans ist der Film also unbedingt zu empfehlen. Einsteiger sollten dennoch zunächst auf die erzählerisch besser strukturierten Samuraiepen Kurosawas zurückgreifen. Im direkten Vergleich mit Akira Kurosawa (auch wenn solch ein Vergleich unfair erscheinen mag) oder Mizoguchi gebe ich also "nur" 8 Sterne.

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