- Widmung der symphonischen Dichtung "Tapiola" -

Da dehnen sich des Westlands Wälder, uralt, geheimnisvoll in wilden Träumen, Waldgeister weben in dem Dunkel.

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Samstag, 27. März 2010

Monster (9/10)


Das Ich ein Monster ohne Namen - oder - Dr. Kimbel ist Japaner

Düsseldorf, Mitte der achtziger Jahre, Dr. Tenma, ein junger hochbegabter Gehirnchirurg arbeitet an der renommierten Eisler-Klinik. Ein seltsames Zwillingspaar, Bruder und Schwester, werden in die Notaufnahme eingeliefert. Die Adoptiveltern der Beiden, ein aus der DDR geflohenes Diplomatenehepaar, wurden unter mysteriösen Umständen ermordet. Dem ca. zehnjährigen Jungen steckt eine Kugel im Kopf, das Mädchen ist in einem schweren Schockzustand gefangen. Dr. Tenma bereitet alles für die lebensrettende Notoperation des Jungen vor. Während dessen wird ein Politiker mit akutem Schlaganfall eingeliefert und der Leiter der Klinik, Direktor Heinemann, befiel Dr. Tenma die Behandlung des Jungen unerfahreneren Kollegen zu überlassen und stattdessen den Fall des Prominenten zu übernehmen. Dr. Tenma verweigert sich jedoch der Anordnung und operiert in einem komplizierten Eingriff die Hirnverletzung des Jungen und rettet ihm so das Leben. Der Politiker stirbt und Direktor Heinemann lässt nun seinen einstigen Protege Tenma eiskalt fallen, überträgt die ihm versprochene Stelle des Chefarztes einem willfährigeren Kollegen. Als ihn daraufhin auch noch seine Verlobte Eva, die Tochter von Direktor Heinemann, verlässt bricht für Dr. Tenma eine Welt zusammen. Dann werden unerwartet drei Ärzte der Klinik, darunter der neue Chefarzt und Direktor Heinemann, tot aufgefunden. Aufgrund des offensichtlichen Tatmotivs Dr. Tenmas wird er von der Polizei des Giftmordes beschuldigt. Mangels Beweisen müssen sie ihn aber zunächst laufen lassen.
Jahre später, Dr. Tenma ist zum Chefchirurgen aufgestiegen, erschüttert eine geheimnisvolle Mordserie die Republik und wiederum scheint es eine Verbindung zu ihm zu geben. Dieses Mal zieht sich die Schlinge endgültig zu. Da alle Indizien gegen ihn sprechen entzieht sich Tenma schließlich der Festnahme, um sich auf die Suche nach dem wahren Täter zu machen. Rasch stellt sich raus, dass sein Schicksal direkt mit dem des Serienmörders verbunden ist, denn er hatte ihm einstmals das Leben gerettet.

Monster bietet eine seltsame Mischung aus Krimi-, Mystery- und Horrorelementen. Die Handlung erinnert in ihren Grundzügen an die alte amerikanische Fernsehserie "Dr. Kimbel - auf der Flucht", nur dass dieses Mal ein japanischer Arzt kreuz und quer durch Deutschland (und nicht die USA) flieht. Dr. Tenma trifft auf unterschiedlichste Charaktere, vom Asylanten bis zum Landarzt und Kleinkriminellen. Selbstlos nutzt er seine medizinischen Kenntnisse, um den Menschen zu helfen. In ständiger Angst erkannt zu werden, bleibt Tenma nie lange an einem Ort.
Interessant ist die Vorstellung des Autors vom deutschen Alltag, so sind z.B. die Namen der "Einheimischen" etwas antiquiert geraten, so typisch deutsch wie es sich ein Japaner nur vorzustellen im Stande ist.
Geheime Menschenexperimente in der DDR, Verschwörungen östlicher Geheimdienste, Gedankenmanipulation und Massensuggestionen, Urasawa mixt seinen Handlungscocktail mit allerlei spannenden Gewürzen. Wer ist dieser Johann eigentlich? Oder vielmehr was hat ihn zu dem gemacht was er ist? Nur langsam lüftet sich das Geheimnis um den bizarren Serienmörder, dem Monster ohne Namen.

Das Finale des 18 bändigen Manga enttäuscht ein wenig und kann nicht ganz die hohen Erwartungen des Lesers erfüllen, was aber letztlich nicht anders zu erwarten war. Je geheimnisvoller und unheimlicher eine Geschichte aufgebaut ist, desto banaler muss die Auflösung erscheinen. Das Unbekannte als schier grenzenlose Projektionsfläche menschlicher Fantasien und Ängste, bietet einen weitaus höheren Reiz als die komplexeste rationale Erklärung. Demnach wäre ein vollständig offenes Ende die einzig gangbare Alternative gewesen. Wenn man die Unmöglichkeit einer befriedigenden Auflösung bedenkt, ist das gebotene Finale aber noch relativ eindrucksvoll gelungen.

Bedingt durch den zeitweisen Leerlauf im Mittelteil der Serie und das etwas unbefriedigende Finale gebe ich nur 8 Sterne. Dennoch ist es ein spannender Manga, der gerade auch durch das "exotische" Setting im Deutschland und Tschechien der neunziger Jahre einen besonderen Reiz gewinnt. Eine Empfehlung nicht nur für Krimifreunde!

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