- Widmung der symphonischen Dichtung "Tapiola" -

Da dehnen sich des Westlands Wälder, uralt, geheimnisvoll in wilden Träumen, Waldgeister weben in dem Dunkel.

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Montag, 6. September 2010

5 CENTIMETERS PER SECOND - Der Liebe beim Trocknen zusehen… (8/10)


Wie auch Makoto Shinkais "THE PLACE PROMISED IN OUR EARLY DAYS", ist auch dieser Anime ein zwiespältiges Vergnügen. Da sind zum einen die photorealistisch anmutenden Hintergründe, die eine hyperrealistische fast schmerzhafte Schönheit vermitteln. Vor allem der Himmel in all seiner kristallenen Klarheit, das Spiel der Wolken und Farben, scheint Shinkai in seinen Bann gezogen zu haben. Die Animation als solche ist dagegen "nur" solide, erreicht aber nicht die Brillanz der Hintergründe. Es ist fast unvergleichlich (lediglich Oshii erreicht hier bei mir eine ähnliche Intensität) wie es Shinkai gelingt besondere Stimmungen zu transportieren, ein wahrhafter Impressionist der Kinoleinwand, diese alles durchdringende Melancholie, diese erhabene Sentimentalität.


Die Kehrseite dieses Schwelgen in stimmungsvollen Bildern, ist jedoch die relative Substanzlosigkeit der Story, die ziemlich belanglos zu keinem Zeitpunkt das Niveau einer Seifenoper übersteigt. Eine kitschige unerfüllte Liebesgeschichte, die an sich platter nicht sein könnte. Offene Enden unüberbrückbarer tragischer Liebesbeziehungen sind im Romance- Drama-Comedy-Anime (ob Serie oder Film) leider ein genretypisches Element und können zumindest dem langjährigen Anime-Liebhaber nur noch ein Gähnen entlocken. Auch die drei Hauptcharaktere überzeugen kaum. Lediglich Kanae, die unglücklich verliebte Mittelschülerin, konnte mich halbwegs emotional an sich binden. Vor allem der Hauptcharakter Takaki überbietet sich in seinen Selbstreflektionen in abgedroschenen Plattheiten. Ein selten farbloser Protagonist.
 

Doch was soll ich sagen, ich habe mich viel zu sehr in den impressionistischen Himmeln verloren, als dass diese Kritik meine unter dem Strich vorhandene Begeisterung nachhaltig trüben könnte. Viel zu gerne versinke ich im Rausch der Bilder, so dass mein geistiges Korrektiv ins Leere laufen muss.
Nach "5 CENTIMETERS PER SECOND" (seinem bisher stärksten Werk) sollte Shinkai aber so langsam neue Themenfelder erschließen, denn im Grunde genommen habe alle drei seiner bisherigen Anime die gleiche Geschichte erzählt: Junge liebt Mädchen, Mädchen liebt Junge, doch aufgrund ihrer Unfähigkeit ihre Liebe wahrhaftig zu kommunizieren gehen beide (fast) an ihrer sprachlosen Einsamkeit zugrunde. Das Thema der Unmöglichkeit echter emotionaler Kommunikation im Zeitalter der SMS hat er damit genügend abgegrast. Ich bin gespannt ob er mich zukünftig mit einer innovativen Idee überraschen kann und nicht weiterhin im Leerlauf um seinen Nabel tanzt.


Die Doppel-DVD von Kaze bietet ein gutes klares Bild, welches das Blau des Himmels zum Leuchten bringt. Die deutsche Synchronisation interpretiert die Stimmen der Protagonisten emotional etwas anders als in der japanischen Version, was ich aber durchaus als angenehme Abwechslung empfunden habe. OmU-Fanatiker sehen dies (ihrem Wahn entsprechend) wohl etwas kritischer. Insgesamt, auch dank gelungener Extras wie einem umfangreichen Beiheft und Interviews, eine gelungene Doppel-DVD, die neben "5 CENTIMETERS PER SECOND" auch den ersten längeren Anime Shinkais "VOICES OF A DISTANT STAR" und den Kurzfilm "SHE AND HER CAT" mitliefert.


Titel: 5 Centimeters per second
Regie: Makoto Shinkai
Entstehungsjahr: 2007
Länge: 87 Minuten
DVD: KAZE /AV Visionen
Ton: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch

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