- Widmung der symphonischen Dichtung "Tapiola" -

Da dehnen sich des Westlands Wälder, uralt, geheimnisvoll in wilden Träumen, Waldgeister weben in dem Dunkel.

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Samstag, 27. März 2010

Akira (10/10)


Otomos episches Science-Fiction-Meisterwerk

Mit Akira schuf Katsuhiro Otomo einen Klassiker des Science-Fiction-Comics. Die außergewöhnliche Rasanz der actionreichen Story, die fantasievolle und düstere Ausgestaltung der nahen Zukunft sowie der anarchische Grundton der Geschichte, machte diesen Manga zu einem weltweiten Phänomen.
Ende der achtziger Jahre erschien eine nachträglich kolorierte und auf die westliche Leserichtung gespiegelte Fassung in den USA. In den Neunziger folgten Ausgaben in Europa und schließlich auch in Deutschland. Akira war somit maßgeblich an der Popularisierung des Manga im Westen beteiligt. Doch kurioser Weise ist Akira an sich gar kein typischer Vertreter des japanischen Comics. Die Figuren und Hintergründe sind für den Manga der achtziger Jahre außergewöhnlich detailreich und realistisch ausgearbeitet, die Story ist breit angelegt und verzichtet weitgehend auf die stark stilisierte japanische Bildsprache. Otomo verbindet auf gelungene Weise die atemlose Rasanz des Manga mit der Epik westlicher Science-Fiction Romane und Filme. Akira glänzt zwar nicht mit einer wirklich "realistischen" Handlung, ja weißt auch das ein oder andere Logikloch auf, aber dafür fliegen die 2000 adrenalingetränkten Seiten nur so am Leser vorbei. Hier wird ein Comic im wahrsten Sinne des Wortes zu Kino im Kopf.

38 Jahre nach der Zerstörung Tokyos durch eine neuartige Superwaffe. Kaneda und die übrigen Mitglieder einer jugendlichen Motorradgang werden eines Nachts in einen mysteriösen Unfall mit einem seltsam vergreisten Kind, "Nummer 26", verwickelt. An der Unfallstelle taucht überraschend eine Armeeeinheit auf die hinter dem Kind herjagt. Doch scheinbar ist auch eine Gruppe von Terroristen an Nummer 26 interessiert. Kanedas Freund Tetsuo, der sich bei dem Unfall schwer verletzte, wird von der Armee an einen geheimen Ort verschleppt. Der Zusammenstoß löst in ihm verborgen schlummernde PSI-Kräfte aus, die in einem Forschungsinstitut der Regierung mit großem Interesse untersucht werden. Kaneda gerät derweil zwischen die Fronten von Terroristen und Armee, die sich in einem ständigen Kleinkrieg aufreiben. Und hinter all den seltsamen Ereignissen steht ein geheimnisvoller Name, "Akira", ein Code hinter dem sich ein auf schreckliche Weise fehlgeschlagenes Experiment der Regierung verbirgt. Ehe er weiß wie ihm geschieht wird Kaneda immer tiefer in den Strudel der Ereignisse hineingezogen. Die Apokalypse von vor 38 Jahren droht sich zu wiederholen.

Akira ist mehr als nur ein Klassiker des Science-Fiction-Mangas. Katsuhiro Otomo erschuf mit diesem Epos ein Hauptwerk des Comics im 20. Jahrhundert. Der realistische Zeichenstil, der anarchische Grundton und die filmische Rasanz, machen ihn zum idealen Einsteigermanga für (männliche?) Erwachsene und reifere Jugendliche. Da Akira eher ein untypischer Vertreter ist, kann er aber nicht wirklich als Maßstab für den Manga im Allgemeinen herangezogen werden. Die durchhaus vorhandenen Logiklöcher der Handlung fallen durch das hohe angeschlagene Tempo der Inszenierung nicht weiter auf. Für mich hat dieser Comic mittlerweile nostalgischen Wert, war es doch der Manga, der meine Leidenschaft für den japanischen Comic erst entflammte.

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